Ich habe vor Jahren einmal irgendwo den einfachen Hinweis aufgeschnappt, dass Zeit eine Frage von Prioritäten ist.
Damit war gemeint, dass wir selten wirklich “keine Zeit haben”. Vielmehr haben wir einfach andere Prioritäten, wenn wir fehlende Zeit vorschieben, um etwas nicht zu tun.
Wenn ich keine Zeit habe abends den Abwasch zu machen, dann habe ich schlicht und einfach einer anderen Tätigkeit eine höhere Priorität zugeordnet. Das kann meine Lieblingsserie sein oder die Vorbereitung auf ein Team-Treffen am nächsten Tag.
Das Problem mit der fehlenden Zeit ist, dass häufig mit dieser Begründung Schluss ist. Wenn wir statt von “keine Zeit” von “geringe Priorität” sprechen, fordert uns das etwas mehr an Rechtfertigung ab. Dies hat bei mir in vielen Situationen schon zu einem Perspektivenwechsel und auch das ein oder andere Mal zur Änderung der Priorität geführt.
Dieses Prinzip wende ich sowohl privat als auch beruflich an. Gerade im Arbeitsalltag zwingt es ungemein, die aktuelle Tätigkeit in ihrer Wichtigkeit zu evaluieren. “Ich habe keine Zeit” ist schnell gesagt. Wenn ich dem Kollegen, der mich gerade um Zeit für eine gemeinsame Auswertung seiner Arbeit gebeten hat, sagen würde, ich sehe seine Bitte als weniger wichtig an als meine aktuelle Aufgabe, dann wird es schon interessanter.
Das ganze spielt sich meistens aber in meinem Kopf ab. Bevor ich antworte versuche ich schnell abzuwägen, ob ich evtl. doch die Prioritäten ändern müsste. Je häufiger man das durchspielt, desto schneller geht das auch. Selten geht es hier ja um lebenswichtige Entscheidungen.
Mehr ist dazu auch nicht zu schreiben. Ich glaube, dass sich jeder Leser schnell passende Situationen findet, in denen er diesen Perspektivenwechsel zum Einsatz bringen kann.