Das Feedback auf meinen Beitrag über die Suche nach dem richtigen WordPress Plugin zeigt mir, dass viele Gründer dieses spezielle Thema interessiert. Einige aus meinem nahen Umfeld betreiben oder stehen vor der Entwicklung einer Plattform oder Webseite und alle fragen sich, welche Plattform eine schnelle, preiswerte und funktionale Umsetzung ermöglicht Eine Möglichkeit ist sicherlich das Content-Management-System (CMS) WordPress. Aus diesem Grund beschreibe ich hier meine Erfahrungen mit WordPress aus Sicht eines Entwicklers und Gründers.
vom Bloggen zum vollwertigen CMS
WordPress ist nicht nur eines der ältesten, sondern auch das meistverbreitetste CMS. Aufgrund seiner Geschichte hat es zurecht den Ruf eines CMS für Blogger, wurde und wird es doch speziell von diesen benutzt.
Mittlerweile ist WordPress jedoch deutlich mehr als eine Bloggingplattform, was meiner Ansicht nach an der sehr guten Erweiterbarkeit und Bedienbarkeit liegt.
WordPress als CMS
Meine ersten Erfahrungen mit WordPress habe ich beim Wechsel der netVoKi-Seiten von typo3 zu WordPress gesammelt. Mittlerweile würde ich zumindest für einfache bis mittlere Webpräsentationen kein anderes CMS mehr einsetzen.
Im Gegensatz zu anderen CMS kommt WordPress sehr schlank daher. Benötigte Funktionen werden erst mit Hilfe von Plugins hinzu installiert. Dabei bleibt das Backend jedoch stets sehr aufgeräumt und auch für Einsteiger sehr gut strukturiert. Was bringt ein leistungsfähiges CMS, wenn sich in der Praxis doch niemand damit auskennt und es einsetzen kann? Das merken meine Kunden zunehmend und wechseln bei der Neugestaltung ihrer Seite dann gerne zu WordPress.
WordPress einrichten
Die Installation von WordPress ist sehr einfach und erfordert wenige Ressourcen. Viele Hoster bieten sogar schon Fertigpakete und wer nicht hosten kann oder will, kann sich einen Blog unter wordpress.com einrichten.
Es gibt eine Reihe kostenloser oder kostenpflichtiger Themes. Wer nur mal kurz testen will, wie bloggen funktioniert oder wie Suchmaschinen auf die eigenen Keywords reagieren, dem reicht das Standard-Theme. Ich persönlich empfehle mittlerweile kommerzielle Themes als Grundlage für das eigene, weil diese technisch häufig besser sind und über einen Support verfügen, dessen Wert schnell den meist geringen Preis übersteigt.
Es ist durchaus Absicht, dass der Funktionsumfang bei der Installation von WordPress recht überschaubar ist. Viele zusätzliche Funktionen werden erst über Plugins ermöglicht. Davon sind viele gut und kostenlos. Doch dennoch gilt es vorsichtig zu sein. Ich habe Kunden, die lassen knapp 30 Plugins laufen für Aufgaben, die WordPress teilweise selbst oder ein Entwickler mit wenigen Zeilen Code erreichen kann. Zu viele Plugins verschlechtern nicht nur die Performance, sondern steigern auch die Anfälligkeit des CMS und dessen Wartbarkeit. Der oben genannte Artikel von mir zeigt einige grundlegende Überlegungen bei der Auswahl neuer Plugins.
WordPress für komplexe Aufgaben
Ich habe schon unterschiedliche Aufgaben mit WordPress gemeistert. Grundsätzlich bestehen aber die meisten Webseiten aus recht statischem Inhalt mit nur wenig dynamischem Inhalt. Sicher erfordern komplexe Webseiten wie die New York Times komplexere Strukturen, aber auch sehr große Publisher wie Mashable.com basieren auf WordPress.
Am Beispiel von meinem Wort-Portal www.wort-suchen.de lässt sich gut die flexible Struktur von WordPress aufzeigen. Tools wie die Scrabble-Suche basieren auf eigenen Plugins. Die Formulare werden mittels eines sogenannten Short-Codes auf normale CMS-Seiten eingebunden. Deren Content sind problemlos über WordPress bearbeitbar. Wir haben hier WordPress noch weiter aufgebohrt, aber das ist ein Thema für einen Entwicklerblog.
Bei einem anderen Projekt haben wir WordPress zunächst nur für den Prototypen genutzt. Als sich dieser erwiesen hatte, sind wir zur Eigenentwicklung übergegangen. Zum Vergleich: In 1-2 Monaten war der Prototyp in WordPress soweit, dass wir erste Umsätze erzielen konnten. Nach bald 2 Jahren Eigenentwicklung ist dieser immer noch nicht da, wo wir hinwollten. Jetzt beginnen wir erneut in WordPress und werden mit der gesammelten Erfahrung die Neuentwicklung wahrscheinlich früher abschließen, als die Fertigstellung der Eigenentwicklung.
WordPress für Entwickler
Ohne technisch tief auszuholen, möchte ich die Vorteile für Entwickler noch nennen.
WordPress basiert auf PHP, also muss man kein zusätzliches Framework erlernen. Das und das Alter von WordPress hat aber den Nachteil, dass die Codebasis nicht unbedingt sehr modern ist. Dank einer guten API für Theme- und Pluginentwickler muss man sich aber selten mit dem Quellcode im Kern auseinandersetzen.
Weiterhin gibt es auf wordpress.org selbst eine gute Dokumentation. Wo es dann doch fehlt, helfen viele Foren und Entwicklerblogs weiter. Ich finde auf die meisten meiner Fragen passende Ansätze auf anderen Seiten, selbst auf Deutsch.
Und die anderen Systeme?
Mein Plädoyer für WordPress soll keines gegen andere CMS sein. Ich habe bisher nur mit WebsiteBaker, typo3, contao und Magento gearbeitet. Daher kann ich mir kein Urteil über CMS wie Joomla oder Drupal erlauben.
Mich hat kürzlich ein Kunde, der ursprünglich Joomla nutzte, um eine Empfehlung für ein CMS gebeten und ich habe ihm ehrlich gesagt, dass ihm jeder Entwickler ein anderes CMS empfehlen wird. Die meisten werden wohl ihren Zweck erfüllen. Wichtiger ist für Auftraggeber eher die Frage, ob sie einen langfristig zuverlässigen Partner bei der Entwicklung und Betreuung finden.
Beim folgenden Termin hatte ich den Kunden aber mit einem Blick auf das aufgeräumte Backend von WordPress überzeugt. Als es dann noch ein fast passendes Plugin für genau die Nischenaufgabe des Kunden gab, stand WordPress als CMS fest.
Wer von euch nutzt WordPress für mehr als nur zum Bloggen? Seid ihr an Grenzen gestoßen oder plant ihr umfangreiche Projekte auf dieser Basis? Ich freue mich über eure Kommentare.
Bildquelle: http://wordpress.org/about/logos/
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- WordPress Logo: wordpress.org