In meinem Alltag als Gründer und Programmierer produziere ich eine enorme Menge an Texten. Dokumentation, E-Mails oder eigene Notizen. Vieles davon hat in der Praxis eine sehr kurze Lebensspanne und kaum eine Reichweite. Ich habe vor einer Weile begonnen einen Teil der Kommunikation öffentlichen zu machen und damit einen weiteren Nutzen aus dieser massenhaften Textproduktion zu ziehen. Hier lest ihr was und wie ich das gemacht habe.
Wissen zentral verwalten
Als Gründer im Bereich Webpublishing, Anzeigenoptimierung und WordPress-Pluginentwicklung notiere ich mir sehr viel Wissen rund um diese Themen. Häufig geschieht das in einem Projekt-Wiki, das ich in einer Redmine-Installation führe. Wenn es kein entsprechendes Projekt gibt, reicht auch ein normales Word-Dokument. Als Programmierer bemühe ich mich ebenfalls um eine gute Dokumentation. Einerseits dient sie dem Kunden als Anleitung, andererseits soll sie mir oder anderen Entwicklern in der Zukunft helfen, ungewöhnliche Anpassungen zu verstehen.
In beiden Funktionen habe ich gemerkt, dass ein Teil des notierten Wissens nicht nur projektbasiert ist, sondern durchaus auch für andere Projekte und andere Entwickler oder Kunden interessant sein kann. Da ich mit gruenderstory.de schon eine Ablage für meine praktischen und emotionalen Erfahrungen als Gründer in Form eines WordPress-Blogs habe, kam schließlich die Idee, eine ähnliche Plattform für mich als Entwickler zu schaffen. Hier wollte ich alle Problemlösungen veröffentlichen, die mit Quellcode zu tun haben.
Blog: Marketing und Wissensverwaltung in einem
Von der Veröffentlichung von Code-Schnipseln und technischen Lösungen versprach ich mir zunächst, dass Kunden allgemeine Anleitungen und Dokumentationen nicht mehr als E-Mail (wo sie häufig „verloren“ gingen) oder in bei den meisten nicht vorhandenen Projektmanagern verwaltet werden, sondern als Artikel in meinem Blog, zu denen sie dann nur den Link erhielten. So wäre es für mich leichter, die gleiche Anleitung auch an andere Kunden zu schicken.
Erhofft habe ich mir dadurch ebenfalls, dass vielleicht der ein oder andere potentielle Kunden diese Seite im Netz findet und mir ein ganz tolles Projekt mit WordPress oder Magento anbietet. Da die Texte sowieso geschrieben werden mussten, wäre das im Erfolgsfall ein sehr einfach umsetzbares Marketinginstrument.
Im Laufe der Zeit hat sich die Plattform aber noch für einen weiteren Zweck als sinnvoll herausgestellt. Durch die Verarbeitung von Lösungen kann ich mich besser an diese erinnern. Ich bin mittlerweile schon häufiger auf die gleichen Probleme gestoßen und wusste stets, dass ich dazu bereits etwas geschrieben hatte. Da die Dokumentation aber nicht projektspezifisch ist, musste ich mich nicht lange erinnern wo ich das abgelegt habe, sondern habe einfach einen Blick in den Blog geworfen. Das hat mir jetzt schon viel Zeit gespart.
Mein Wissensblog in der Praxis
Meine Webseite als Programmierer ist unter www.webzunft.de zu finden. Da der Wissensblog größtenteils dieser Aktivität zuzuordnen ist, habe ich ihn unter frag.webzunft.de angelegt. Hierbei handelt es sich um einen WordPress-Blog, wobei natürlich auch andere Content Management Systeme genutzt werden können. Wie man schnell sieht, habe ich der Seite nicht viel Zeit gewidmet, was Layout und Marketingoptimierung angeht. Wenn ich so ernsthaft Kunden gewinnen wollte, müsste ich das noch tun. Aktuell bin ich aber zu gut ausgelastet, um mich dazu motiviert zu fühlen.
Der erste Beitrag ging am 17. September 2012 online. Mittlerweile sind es jetzt 26 Beiträge, von denen die meisten eher kurz und keiner suchmaschinenoptimiert ist. Für diesen Artikel habe ich zum ersten Mal in die Webstatistik geschaut und war mehr als positiv überrascht. Im Juni 2013 gab es den bisherigen Besucherrekord mit 479 individuellen Besuchern. Die meisten davon kamen über Suchmaschinen. Die Zahl ist für einen professionellen Blog sehr gering, ich würde aber vermuten, dass, wenn ich meine Programmierleistungen darüber verkaufen wollen würde, es bei der Anzahl schon die ein oder andere Anfrage gegeben hätte. Jedenfalls ist das deutlich mehr als ich erwartet hätte.
Mit den Statistiken der Seite ließe sich jetzt noch etwas mehr erfahren. So liegt das Interesse der Besucher deutlich bei Magento. Ich gehe mal davon aus, dass es am Mangel an einer größeren Menge an guten deutschsprachigen Blogbeiträgen zu diesem Online-Shop-System liegt. Hier könnte ich sicher den ein oder anderen Kunden gewinnen, wenn ich noch mehr zu diesem Thema schreiben und mich selbst auf dem Blog besser präsentieren würde.
Auf frag.webzunft.de habe ich ebenfalls zwei Präsentationen rund um WordPress abgelegt. Die habe ich damals auch live mit der Seite gehalten, was natürlich ebenfalls zu mir als WordPress-Entwickler passt. Ebenfalls ist das für Suchmaschinen natürlich sinnvoller als bloße PowerPoint-Dateien und der Link lässt sich einfach teilen ohne zu spammen.
Mit den aktuellen Zugriffszahlen könnte ich mir jetzt auch überlegen, den Blog aktiver für Backlinks zu anderen Projekten zu nutzen. Auch das ist ein Effekt, den ich quasi ohne großen Mehraufwand erreicht habe.
Blog als Testballon im Marketing
Bei meiner neuen Firma webgilde gehe ich ähnlich, aber deutlich bewusster vor. Auch hier schreibe ich nur über Themen, die ich in der Praxis umgesetzt habe. Da das mit einem gewissen Marketingziel geschieht, sind die Artikel aber länger und für Suchmaschinen optimierter.
Blogs dieser Art haben für mich mittlerweile auch einen weiteren Mehrwert, nämlich den, Marktrecherche zu machen. Wie schon geschrieben, könnte ich mit frag.webzunft.de herausfinden, wo Wissen (und ggf. meine aktive Mithilfe) als Programmierer gesucht wird. Mit Magento könnte ich mich wohl deutlich schneller und besser verkaufen. Bei webgilde.com funktioniert das ähnlich und die regelmäßige Auswertungen der Zugriffe zeigt mir, wo ich gerade den Schwerpunkt der Anzeigenoptimierung setzen könnte. Auch bei gruenderstory.de schaue ich mir regelmäßig an, welche Artikel besonders nachgefragt werden und versuche dazu dann entweder selbst etwas zu schreiben oder Gastautoren zu finden.
Gruenderstory.de, webgilde.com und frag.webzunft.de können als Ablage für Dinge verstanden werden, die ich aus meinem Kopf bekommen möchte. Die mit dem Schreiben einhergehende Verarbeitung der Gedanken ist fachlich und therapeutisch sinnvoll 🙂 und kann auch beim Marketing helfen, auch wenn ich diese Ziel nur bei einer der Seiten aktiv verfolge.
Führt ihr selbst Blogs, auf denen ihr Themen aus eurem Arbeitsalltag ablegt? Mit welchen Zielen führt ihr diese? Ausnahmsweise bitte ich euch an dieser Stelle mal diese in den Kommentaren zu verlinken und mir etwas mehr zu schreiben. Ich schaue sie mir gerne an.