Ich verfolge seit einiger Zeit den Blog von Seth Godin. Dieser schreibt mehrmals täglich seine Gedanken, die wie Spontanimpressionen rund um das Businessleben wirken. Darunter befinden sich viele Artikel, deren Wert sich erst später herausstellt.
Einer dieser nachhaltig wertvollen Gedanken erschien vor einem Monat. Darin schreibt er in knappen Worten sinngemäß, man solle sich einen Experten (geek) mit an den Computer setzen, der einem eine Stunde lang bei der täglichen Arbeit zuschaut. Danach frage man ihn, welche 5 Möglichkeiten er sieht, dass man täglich eine Stunde Arbeitszeit spare. Seth Godins Fazit:
Whatever you need to pay for this service, it will pay for itself in a week.
Von fortgeschritten zum Amateur
Dieser Gedanke wäre wohl an mir vorbeigegangen, wenn ich nicht die Aussage im Kern schon selbst erfahren hätte. Nicht umsonst verfolgt mich dieser Artikel seit geraumer Zeit. Erst vor Kurzem habe ich eine eMail aus dem Jahr 2009 gesucht. Im digitalen Zeitalter eine Ewigkeit. Damals hatte mir ein freier Programmierer die Funktionen eines SVN, dessen Ordnerstruktur und das Erscheinen von Programmversionen erklärt. Als ich dann neulich selbst wieder ein Code-Repository eingerichtet habe und keine brauchbare Beschreibung für die Versionierung fand, griff ich auf diese Informationen zurück.
Dieses Ereignis erinnerte mich an die Zeit, als ich im Angesicht der breiten Erfahrung des Kollegen meine Programmierkenntnisse selbst von fortgeschritten auf Amateur zurückstufte. Ich habe damals in sehr kurzer Zeit eine Unmenge gelernt. Nicht nur vom Programmieren, sondern auch vom Projektmanagement, Teamkommunikation und Outsorcing.
Über die Schulter schauen
Nun bin ich selbst in der Situation, Teile des Gründungsbudgets als freiberuflicher Programmierer zu verdienen. Trotz Spezialisierung auf Shopsysteme gibt es immer wieder Fragen, die ich auch mit ausgiebiger Internetlektüre nicht mit meinem Qualitätsanspruch lösen kann. Hier zählt manchmal Erfahrung. Allein in dieser Woche habe ich daher bereits zwei Termine mit anderen Programmierern ausgemacht, denen ich bei der Problemlösung über die Schulter schauen kann bzw. bei denen ich meine Fragen beantwortet finde. Der Preis, das weiß ich nicht erst seit Seth Godin, macht sich dabei mehr als bezahlt. Außerdem kann ich private und geschäftliche Kontakte knüpfen.
Stelle Leute ein, die mehr können als du
Als Unternehmer habe ich beim Thema Personal eine Grundeinstellung: Mitarbeiter müssen mehr können als ich. Es macht mich glücklich, wenn ein Praktikant oder freier Mitarbeiter mit einer Idee kommt, an die ich nicht gedacht hätte oder Wissen einbringt, das ich ohne ihn nicht erlangt hätte. Kritik kratzt mein Ego nicht an, im Gegenteil, ich freue mich über alles, was ich neu lerne. Leider gibt es zu viele, die die Arbeit von anderen nach Fehlern durchsuchen, anstatt nach etwas, das sie lernen können.
Falls es dem Leser noch nicht aufgefallen sein sollte. Das Abgucken ist einer der Grundgedanken von Gründerstory.de. Ich hoffe, ihr könnt von meinen an praktischen Beispielen dargestellten Gedanken etwas abschöpfen.