Schon während meiner Schulzeit habe ich an Seminaren zum Thema Projektmanagement teilgenommen. Eine der wichtigsten Aussagen an die ich mich aus dieser Zeit noch erinnern kann ist jene, dass alle Projekte mit einer Vision beginnen. Auch für mich hat sich diese als unbedingt notwendig herausgestellt und daher stehen Visionen und Langzeitplanung am Beginn meiner Reihe zum Selbstmanagement.
Visionen – die wärmende Sonne
Gleich zu Beginn meiner Beschäftigung mit dem Thema Selbstmanagement stand das Bild der wärmenden Sonne stellvertretend für die Visionen. Visionen motivieren langfristig, halten Teams zusammen und bilden den roten Faden, an denen sich alle Aufgaben orientieren.
Auch wenn Visionen für die Umsetzung von Projekten entscheidend sein können, so ist ihr Zusammenhang zueinander aufgrund der Abstraktheit von Visionen nicht auf den ersten Blick erkennbar. Gut wird das in Getting Things Done mit der Frage zusammengefasst: „Why do I exist?“.
Visionen beginnen mit subjektiven, persönlichen Zielen. Wenn wir ehrlich zu uns sind, dann ist das auch durchaus logisch. Warum möchte ich als Selbstständiger erfolgreich sein, ein großes Unternehmen aufbauen oder der Beste in meinem Fach werden? Das alles hat mit Emotionen zu tun, die hinter diesen eher sachlichen Zielen stecken.
Visionen sind Vorstellungen von unserem Leben in der Zukunft. Wie weit in die Zukunft diese reichen, kann jeder für sich selbst bestimmen. Ich habe mir vor einem Jahr einen Zeithorizont von 5 Jahren gesetzt, an dem ich meine persönliche Vision erfüllen möchte. Sie besteht aus einer relativen finanziellen Unabhängigkeit, die es mir ermöglicht, ein mir persönlich wichtiges Projekt in einem anderen Land aufzuziehen. Konkreter möchte ich an dieser Stelle noch nicht öffentlich werden, aber mein nahes Umfeld kennt diesen Plan sehr gut. Ich finde es auch wichtig Visionen mit anderen zu teilen, noch besser, andere Menschen aktiv darin einzubinden.
Meine Vision besteht aus Bildern und Emotionen von dem, wie ich mir ihre Umsetzung vorstelle. Dabei ist sie nicht etwa vor einem leeren Blatt Papier entstanden, sondern hat sich Schritt für Schritt in Gesprächen mit meiner Frau zu unserer gemeinsamen Vision entwickelt. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an sie denke und häufig nutze ich sie, um mich zu anderen Dingen zu motivieren. Hier erinnere ich wieder an das Bild der wärmenden Sonne.
Beispiele von Visionen, die vielleicht für andere Menschen gerade viel wichtiger sind ist der frühzeitige Ruhestand, die eigene Insel oder „nur“ das Haus mit Garten oder das Studium für die Kinder. Auch Gesundheit kann dazu zählen, wenn sie realistisch ist. Bei der unspezifischen Weltverbesserung hört es aber auf.
Ich kenne auch viele Menschen ohne Visionen. In Gesprächen habe gelernt, dass es einen sehr großen Unterschied macht Visionen zu haben oder nicht zu haben – bewusst oder unbewusst.
5-Jahresziel
Im nächsten Schritt gilt es nun, die Visionen zu Langzeitzielen zu machen. Ziele sind realistisch, spezifisch, messbar und terminiert, oder, wer etwas nachlesen möchte, einfach SMART.
In meinem Fall bedeutet das zu überlegen, welche Ressourcen ich benötige. Das ist wie so oft auch hier einfach Geld. Bei meiner Vision handelt es sich um ein Langzeitprojekt, das sowohl eine bestimmte Summe zum Start, als auch zur laufenden Durchführung benötigt. Beides lässt sich grob errechnen und schon habe ich damit mein Langzeitziel – was hier einem sechsstelligen Betrag entspricht.
5 Jahre sind nicht unbedingt so lang und die Umsetzung hängt auch nicht nur am Geld. Informationen müssen gesammelt, Kontakte geknüpft und vor allem auch die familiäre Planung berücksichtigt werden.
1-2 Jahresziel
Je konkreter das 5-Jahresziel, desto leichter lassen sich davon Meilensteine ableiten. Bei meinem Ziel ist klar, dass ich nicht erst im letzten Jahr beginnen kann Geld zu sparen. Das muss sukzessiv passieren und dabei Veränderungen berücksichtigen.
Mir ist ebenfalls bewusst, dass meine Vision nicht allein durch meine aktuelle selbstständige Tätigkeit erwirtschaftbar ist. Ich setze mir also Meilensteine, die den Aufbau weiterer Einnahmequellen enthalten. Diese entstehen jedoch auch nicht einfach über Nacht und erfordern wieder Zeit und Geld. Daraus ergibt sich, dass die Ersparnisse für meine Vision heute geringer sind als die in der Zukunft. Hier beginnt die Komplexität oder die Spielwiese der Excel-Liebhaber. Nachdem ich die Meilensteine vor einem Jahr so schön ausgelegt hatte wurde mir noch eines klar: Einnahmen müssen ja auch versteuert werden, so dass sich die zu erwirtschaftende Summe dann noch einmal deutlich erhöhte.
Hier wird deutlich, dass Visionen nicht nur helfen können sich zu motivieren, sondern die davon ausgehende Planung auch dazu beiträgt, Visionen auf ihre Umsetzbarkeit abzuklopfen. Das ist wichtig, denn meiner Ansicht nach sind Visionen, von denen wir bewusst oder unbewusst denken, dass sie eh nicht realistisch sind, kaum mehr wert als sie erst gar nicht zu haben.
Review der Langzeitplanung
Wie auch meine anderen Planungsprozesse halte ich Vision und die Langzeitziele schriftlich fest. Sie haben ein eigenes Dokument das entsprechend benannt ist. Eine besondere Vorgabe für die Notizen habe ich dabei nicht. Wichtig ist das Vertrauen darin, alle Gedanken beisammen zu haben.
Wie schon geschrieben, begleitet mich meine Vision täglich. Ich habe durch die vielen Gedanken und Gespräche zum Thema schon eine Unmenge an Vorarbeit geleistet und muss das gar nicht aktiv pflegen. Ich glaube das ist der Zustand, an dem sich zeigt, dass es sich um eine wirkliche Vision handelt.
Die davon ausgehende Langzeitplanung muss ich mir dagegen schon regelmäßiger anschauen. Das mache ich einmal im Jahr aktiv zum Jahresreview – dem der nächste Artikel gewidmet ist. Hier lese ich die Beschreibungen genau, werte die gesetzten Meilensteine und deren Fortschritt aus und mache ggf. Änderungen. Es ist schon spannend zu sehen, welche Ziele ich mir wann gesetzt habe und wo ich mich mit ihnen befinde. Dabei hat sich seit dem letzten Review auch so viel verändert, dass ich mit ganz neuen Maßstäben messen muss. Ich habe mich entschieden, die Zwischenziele abzuändern, aber mein Langzeitziel nach wie vor bestehen zu lassen.
Zur Vision fällt mir gerade noch ein älterer Artikel von mir ein, in dem ich für ein Leitmotiv als Businessplan plädiere. Das passt sehr gut zum Thema.