Eine Liste mit Unternehmen und Unternehmungen die ich mal begonnen und dann meist aufgrund fehlenden Erfolges beendet habe. Mit den Lektionen daraus die mich am Ende alle weitergebracht haben.
Lerntrips
Nach der Schule habe ich einen Freiwilligendienst in einer Umweltorganisation in Polen gemacht. Diese hat größtenteils Klassenfahrten in die Natur angeboten bei denen einfache Umweltbildung vermittelt wurde. Das wollte ich zusammen mit einem Verein auch in meiner Heimatstadt in Deutschland umsetzen.
ca. 2005 – 2006
Warum beendet
Wir haben ein Mal viele Flyer in der Region versendet aber nie auch nur eine Klassenfahrt durchgeführt. Der fehlende positive Rücklauf hat uns alle Motivation genommen.
Lesson learned
Es war schön das alles einmal durchzuspielen. Mich hat aber eh der Aufbau des Projektes mehr interessiert als die Durchführung von Klassenfahrten.
Mitfahren und Mitwohnen für den russischen Markt
Aufbau zweier Webangebote für den russischen Markt. Eine für Mitfahrgelegenheiten und eine für die Suche nach (WG-)Zimmern.
ca. 2007
Warum beendet?
Ich wollte es zusammen mit einem Geschäftspartner aufbauen der die entsprechenden Landes- und Sprachkenntnisse mitbrachte. Leider hat seine Begeisterung nicht lange angehalten.
Lesson learned
Eine gute Lektion in Sachen Partnerschaft und wie wichtig es ist, dass beide an einem Strang ziehen. Mein Partner stellte sich auch nicht als sehr geschäftstüchtig und engagiert heraus.
Allerdings hat mich dieses Hobby-Projekt sehr in Sachen Webentwicklung und Mehrsprachigkeit von Webseiten weiter gebracht.
netvoki – Wörterbuch
“netvoki” sollte ein Online-Wörterbuch sein mit dem man gleichzeitig mehrere Sprachen lernen kann. Die Motivation kam daher, dass ich neben Russisch in der Schule, Polnisch im Studium damals noch Slowakisch privat lernte und mit den drei slawischen Sprachen durcheinander kam. netvoki sollte immer Ergebnisse aus mehreren Sprachen gleichzeitig liefern.
ca. 2008
Warum beendet?
Technisch bin ich sehr weit gekommen, allerdings ging das Projekt nie online, weil ich nie zufrieden war. Das Projekt ist also an der Featureitis gescheitert. Naja, auch die Komplexität von Sprachen und die Unterschiede selbst in der gleichen Sprachfamilie waren nicht zu unterschätzen.
Lesson learned
Meine Programmierkenntnisse weiter geschärft. Ohne das viele Programmieren in der Zeit hätte ich wahrscheinlich nie mit der Firma netVoKi, meiner Selbstständigkeit als Programmierer und dem dann sehr erfolgreichen wort-suchen.de begonnen.
netvoki hat mir ganz gut gezeigt was Featureitis anrichten kann und was (nicht) passiert, wenn man niemals online geht. Das ging dann bei den nächsten Projekten deutlich schneller.
Alko-Checker
Promillemessungen auf Veranstaltungen
ca. 2006-2007
Warum beendet?
Fehlende eigene Motivation und schwere Mitarbeitersuche
Lesson learned
- Erzähle früher Leuten von deinen Ideen
- Mitarbeitersuche ist schwer wenn man nicht selbst Lust auf die Tätigkeit hat
- Kleinvieh macht nicht immer ausreichend Mist
netVoKi
Mit dem Geschichts-Master in der Hand gab es die Möglichkeit einer Ausgründung aus der Uni mit Hilfe des Exist-Stipendiums. Die Anfangsidee bestand darin, eine halb-automatische Übersetzungslösung zu bauen um Speisekarten selbst übersetzen zu können. Zum (Motivations-)Ende entwickelte sich die Idee eines Übersetzungsspeicher für semi-professionelle Übersetzer.
2009 – 2012
Warum beendet?
Uns gingen Motivation und Geld aus.
Lesson learned
Dank 2,5 Jahren Förderung war netVoKi lange meine Hauptbeschäftigung und daher eine der größten Erfahrungen.
- eine Idee alleine ist nichts wert, die Umsetzung zählt
- wähle keinen Firmen-Namen dessen Schreibweise sich niemand merken kann
- der technische Hintergrund ist Kunden egal. Sie wollen ein Problem lösen. Der Weg dahin interessiert sie weniger als das Ergebnis und der Preis
- ein Businessplan ist nichts wert – hierbei ging die meiste Zeit drauf
- Berater vs. Mentor
- nur weil etwas gehypt wird ist das nicht gleich das richtige für dich, z.B. der Startup-Kult, externe Investoren, oder Social Media in B2B
- Vanity-Tätigkeiten die gut aussehen, aber nichts bringen, wie etwa der Besuch von Gründer-Veranstaltungen
- Vanity-Kennzahlen sehen schön aus, bringen aber nichts, z.B. Mitglieder einer Facebook-Gruppe
- nicht in jedem steckt ein Gründer
Wir haben von Anfang an zu viel Wert auf Feedback von Leuten gegeben die nicht unsere Kunden waren und zu viel Kraft in Kunden mit zu geringer Nachfrage und zu kleinem Budget gesteckt.
Der Groschen fiel erst als wir Dank eines viel zu späten Tipps mal angefangen haben überhaupt etwas zu verkaufen.
Heute würde ich viel früher mit potenten Kunden reden und kleine Tests starten statt an einer Idee zu feilen.
Obwohl ich nach netVoKi ausgebrannt war, hat mir erst diese Zeit gezeigt, dass ich selbstständig sein möchte. So klar war mir das trotz der vielen vorangegangenen Projekte nämlich noch nicht.
Übersetzungsagentur
Entstanden als Nebenprojekt zu netVoKi und durch den Druck mal etwas Geld zu verdienen: die Übersetzungsagentur “Sprachwertig”. Wir haben ganz normale manuell erstellte Übersetzungen vermittelt. Zeitgleich kam noch das Angebot “diewortretter” hinzu, welches sich speziell an übersetzte Speisekarten richtete.
ca. 2011 – 2013
Warum beendet?
Der Übersetzungsmarkt ist nicht lukrativ. Aufgrund des starken Wettbewerbs sind die Margen klein. Zudem erhielten wir allenfalls Aufträge aus dem zu kleinen lokalen Markt. Hier stand der Aufwand in keinem Verhältnis zu den Einnahmen.
Lesson learned
Der Markt den man sich sucht sollte nicht zu eng sein. Nur weil sich eine Branche nett anfühlt, ist das bei weitem noch kein Grund hier eine wirtschaftliche Tätigkeit aufzubauen. Manche Hobbies, wie etwa Sprachen, sollten Hobbies bleiben.
Hinweis an alle die sich als Übersetzer selbstständig machen wollen: ihr konkurriert nicht nur mit Google Translate, sondern auch mit dem Neffen des potentiellen Kunden der schon seit drei Jahren Englisch in der Schule hat.
Das persönliche Branding hat mir gefallen und es hat sich später auch in meinen anderen Projekten wiedergefunden.
tuatam – Dienstleistungen in Fremdsprachen
Als “tuatam” (aus dem Slowakischen für “hier und dort”) entstand ein Branchenverzeichnis mit Einträgen von Dienstleistungen die in Fremdsprachen angeboten werden. Etwa die polnisch-sprechende Zahnärztin in Deutschland, Restaurants mit übersetzter Speisekarte oder fremdsprachigem Personal, etc.
Die Plattform sollte als Marketinginstrument für den Vertrieb unserer Übersetzungsleistungen dienen.
ca. 2012
Warum beendet?
Technisch recht kompliziert gedacht und ein hoher Aufwand die Profile soweit zu erstellen, dass wir auch dazu gefunden werden. Das Marketingbudget oder die -erfahrung fehlten uns um die Plattform schnell richtig groß zu machen. Die Idee finde ich aber nach wie vor gar nicht so schlecht.
Lesson learned
Wir haben mit dem lokalen Markt begonnen was wieder viel zu klein gedacht war. Außerdem habe ich gelernt, dass Marketing nicht so richtig meins ist oder mir der Mut dazu fehlt.
Online-Shop für QR-Code-Ringe
Jemand den ich auf einem Startup-Treffen kennenlernte wollte Ringe verkaufen auf denen ein QR-Code eingraviert ist, der dann zu einem Link mit dem öffentlichen Profil führt.
irgendwann nach 2012
Warum beendet?
Der Shop war fertig und lief, allerdings hat der Partner kaum Werbung gemacht und schied schließlich mit einem Burnout aus. Das kam überraschend, weil die Person schon ein ähnliches Business hatte.
Ich war bereits erfolgreich selbstständig und eine Übernahme wäre nicht in Frage gekommen.
Lesson learned
Suche dir deine Partner (noch) besser aus.
Validiere eine Geschäftsidee bevor du technisch zu viel Aufwand betreibst. Hier wurde etwa ein komplexer Magento-Shop aufgesetzt während es auch ein einfaches Kontaktformular getan hätte.
Einkaufs-App für Gastronomen
Gastronomen können den Kauf von Getränken per App abwickeln, z.B. direkt aus dem Lager heraus. Dabei werden ihnen Angebote unterschiedlicher Händler angezeigt die uns dafür eine Provision zahlen. Das Projekt bin ich mit einem Partner der entsprechendes Knowhow mitbrachte angegagngen.
ca. 2015
Warum beendet?
Dank der Vorerfahrung aus anderen Projekten sind wir früh zu den potentiellen Kunden gegangen und haben ihnen einen Dummy vorgeführt. Ihr Feedback hat uns gezeigt wie wenig Bedarf sie wirklich haben und wie unflexibel bestehende Lieferverträge und -konditionen sind. Das, was wir von den Gastronomen gelernt haben hat kein Potential für eine andere Geschäftsidee gezeigt.
Lesson learned
Aus Sicht einer neuen Idee haben wir hier alles richtig gemacht. Wir haben nicht zu viel Zeit in einen Dummy investiert und sind früh zu den potentiellen Kunden hin. Dabei haben wir gelernt, dass unsere Annahmen falsch waren und sich der Markt nicht eignet. Case closed.