Seit ich vor fast zwei Jahrzehnten als Umweltreferent im AStA der Uni Greifswald einen Nebenkostenrechner erstellt habe, erfasse ich monatlich den Stromverbrauch meiner Wohnungen. So habe ich immer im Blick, ob wir zu viel oder zu wenig Abschlag an den Stromversorger zahlen und kann diesen entsprechend rechtzeitig anpassen.
Durch die langjährigen Messungen weiß ich – und das kann sich jeder auch ohne Messungen auf seinen eigenen Stromrechnungen anschauen – dass wir vor 2020 einen Stromverbrauch zwischen 1650 und 1900 kW im Jahr hatten. Im Jahr 2020 stieg er dann sprunghaft auf 2350 kW an. Im Jahr 2021 lag der Stromverbrauch dann mit knapp 2080 kW wieder deutlich darunter, aber immer noch über der Vor-Pandemie-Zeit.
Laut Rechnung unseres Stromversorgers liegt unser Verbrauch selbst in verbrauchsstarken Jahren noch zwischen „niedrig“ und „durchschnittlich“ bei einem 2-Personen-Haushalt. Wir gehören also noch nicht zu den Energieverschwendern. Doch vom Stromsparen profitieren ja nicht nur wir persönlich.
Im Januar 2022 ergab meine Ablesung dann einen außergewöhnlich hohen Verbrauch. Dieser lag 50 % über dem Vormonat Dezember 2021 und 20 % über dem Vorjahresmonat Januar 2021.
Ich habe das zum Anlass genommen, mir zwei Strommessgeräte zu kaufen und den Verbrauch möglichst vieler Geräte im Haushalt zu ermitteln.
Stromverbrauch messen
Ich habe mir gleich zwei Strommessgeräte gekauft, um Langzeitmessungen durchzuführen und dennoch schnell voranzukommen. Insgesamt habe ich für alle durchführbaren Messungen jetzt einen Monat aufgebracht.
Bevor ich loslegen konnte, habe ich mir eine Tabelle erstellt, in der Geräte nach Standort und deren Verbrauch nach Tag aufgelistet sind. Den Verbrauch habe ich dann noch auf 30 Tage hochgerechnet und dazu die Kosten mit unserem aktuellen Stromtarif berechnet. Das sind bei Naturstrom aktuell 0,32 € / kWh.
Als Erstes habe ich den Verbrauch von Geräten ermittelt, die einen stabilen Stromverbrauch haben und diesen dann einfach hochgerechnet.
So verbraucht etwa unser Radiowecker 0,288 kW auf 30 Tage, also 0,09 €.
Bei einigen Lampen, z. B. einer Stehlampe im Schlafzimmer, habe ich ebenfalls nur kurz gemessen und dann in meiner Tabelle die geschätzte Anzahl an Betriebsstunden pro Tag mit dem Verbrauch multipliziert. Da die meisten Lampen nicht mehr als 20 W verbrauchen und nur ein paar Stunden an sind, kommt es hier auch nicht auf eine Stunde mehr oder weniger an.
Insgesamt habe ich festgestellt, dass unsere Beleuchtung dank LED und Sparlampen nur unwesentlich zum Stromverbrauch beiträgt. Sie liegen auch immer sehr nah an dem Stromverbrauch, der als Leistung auf den Glühbirnen angegeben ist und lässt sich daher gut hochrechnen.
Spannender wurde es bei Geräten, die wir unregelmäßig verwenden oder deren Stromverbrauch bei Nutzung schwankt. Dazu zählen insbesondere die Geräte in meinem Homeoffice sowie die Infrastruktur rund um Telekommunikation und Internet.
Stromverbrauch im Homeoffice
Da ich in 3-4 Tage pro Woche im Homeoffice arbeite, lag die Vermutung nahe, dass hier auch der meiste Stromverbrauch anfiel.
Dem war aber nicht so.
Eine Woche Messung ergab einen Homeoffice-Stromverbrauch von gerade einmal 10.800 kW. Enthalten sind mein MacBook, ein 24 Zoll Monitor, eine Schreibtischlampe und das Aufladen meines iPhones.
Das ergibt monatliche Kosten von 3,46 € für das Homeoffice. Da ich auch außerhalb der normalen Bürozeiten an meinem Arbeitsplatz arbeite, könnte ich durch konsequentes Arbeiten im Büro nur unwesentlich sparen.
Eine Stichprobe hat übrigens ergeben, dass mein Monitor mit Abstand den höchsten Stromverbrauch aller Geräte auf meinem Schreibtisch hat.
Stromverbrauch Internet
Nach den Geräten auf meinem Schreibtisch habe ich unsere Kommunikationsgeräte eine Woche lang gemessen. Dazu zähle ich das Kabelmodem, den Router und das Festnetz-Telefon.
Alle zusammen verbrauchen auf den Monat hochgerechnet 11.160 kW und kosten uns damit 3,57 €. Dafür, dass diese Geräte durchgehend senden und empfangen ist das gar nicht so viel. Aber was die von mir gemessenen Geräte angeht, ist dieser Posten am zweitgrößten.
Die wirklichen Stromfresser
Während mich der geringe Stromverbrauch des Homeoffice positiv überrascht hat, so war ich beim Verbrauch unseres Wasserkochers eher geschockt. Mit 12.456 kW erreichte er Platz 1 bei meinen Strommessungen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass meine Frau absolute Teeliebhaberin ist und in die Zeit der Messung noch eine Erkältung fiel, die den Wasserkocher im Dauereinsatz hielt.
Leider war es mir nicht möglich, den Verbrauch unseres Kühlschranks, der Waschmaschine und des Geschirrspülers zu ermitteln, weil die entsprechenden Steckdosen leider zu verbaut sind. Ich vermute auch hier noch die ein oder andere Überraschung.
Auch wenn die Technik für das Homeoffice nicht viel Strom verbraucht, so ist das Arbeiten zu Hause sicher dennoch für den erhöhten Stromverbrauch im Jahr 2020 verantwortlich. So lief die Heizung auch tagsüber, wir haben deutlich mehr gekocht und den Geschirrspüler benutzt. Das summiert sich recht schnell.
60 kW im Ruhezustand
Ich habe mir bei der Gelegenheit noch rückwirkend unseren Stromverbrauch während einer dreimonatigen Abwesenheit im Frühjahr 2019 angeschaut. Hier haben wir ca. 60 kW in Zeiten verbraucht, in denen wir gar nicht zu Hause waren. Beim damaligen Strompreis bedeutete das auch um die 15 €, die weg waren.
Die Ermittlung dieser Stand-by-Kosten war ein weiterer Grund für meine vielen Messungen. Ich habe jedoch bei keinem der gemessenen Geräte im Standby-Betrieb einen überraschend hohen Verbrauch festgestellt. Im oben genannten Zeitraum hatten wir alle Steckdosen ausgezogen und auch den Kühlschrank ausgeschaltet.
Ich vermute hier die Heizung als größten Verbraucher. Die Gastherme ist nämlich auch für das Warmwasser zuständig ist und daher wollten wir sie aus gesundheitlichen Gründen nicht abschalten.
Erkenntnisse und Maßnahmen
Die fehlenden Daten zum Stromverbrauch von Kühlschrank, Waschmaschine, Geschirrspüler und Heizung lassen mich noch etwas unbefriedigt. Alle Geräte gehören zum Erstbestand der vor über 20 Jahren sanierten Altbauwohnung. Hier ist sicherlich der ein oder andere Stromfresser dabei.
Mich beruhigt jedoch etwas, dass die vielen Geräte, die unser Berufs- und privates Leben ausmachen, einen verhältnismäßig geringen Einfluss auf die Stromrechnung haben. Bei den Geräten, die uns mit dem Internet verbinden, werde ich in Zukunft den Stecker ziehen, wenn wir für ein paar Tage unterwegs sind.