Mitte März fand zum zweiten Mal das Startup-Camp Berlin statt. Eine tolle Veranstaltung für alle, die besonders im Bereich Internet und Multimedia gründen wollen. Während ich noch im letzten Jahr auf der Suche nach einem Investoren auch den Kontakt zu den vielen anwesenden Business Angels und VCs gesucht habe, war ich diesmal recht entspannt. Meine aktuellen Projekte entwickeln sich ohne externes Kapital. Diese Entspanntheit eröffnete mir einen etwas kritischeren Blick auf die anwesenden Kollegen aus der Gründerszene.
Was ist ein Gründer?
Das tolle am Startup-Camp sind die Vorträge von anderen Gründern, die ganz ohne konkretes Ziel aus ihrem Alltag zwischen Unternehmensaufbau und Finanzierung erzählen. So konnte ich aus den Vorträgen von Ehssan Dariani, dem Gründer und ehemaligen Geschäftsführer von StudiVZ und Oliver Beste, Gründer von myToys und mittlerweile auch Investor, mehr für mich ziehen als aus Fachvorträgen zu Unternehmensfinanzierung oder Personalführung. Hier ging es nicht um Sachfragen oder die richtigen Antworten, sondern vielmehr die Frage, wie sich das Gründen anfühlt. Im Vortrag von Oliver Beste kam sogar explizit die Frage nach dem Typus eines Gründers auf. Ich persönlich bin der Meinung, dass Gründer, Entrepreneure oder Unternehmer über einen inneren Drang verfügen, der sie von anderen abhebt. Das wird mir zumindest immer wieder deutlich, wenn ich zwischen anderen Gründern bin. Aber dazu vielleicht später einmal mehr.
Hast du schon eine Idee gefunden?
Berlin bietet bekanntlich einen sehr guten Nährboden für Startups. Mit der wachsenden Anzahl sich niederlassender Investoren und der verbesserten Infrastruktur aus Events und Co-Working-Spaces, entsteht ein richtiger Sog. Auf dem Startup-Camp wurde ich jetzt erstmals mit der Ansicht konfrontiert, dass Entrepreneur keine Berufung, sondern ein Karriereweg ist. Entsprechend liegt der Fokus weniger darauf, ein Problem zu lösen, sondern mit aller Macht ein gut finanziertes Unternehmen zu starten. Der Unterschied liegt darin, dass nicht mehr die Idee im Mittelpunkt steht, sondern das Ziel, einen möglichst guten Exit hinzulegen.
Man erhält auf den Startup-Events mittlerweile das Gefühl, dass es nur noch um die Millionenexits geht. Natürlich hätte ich auch nichts gegen einen solchen, aber ich habe selbst erlebt, dass der Gedanke an die erste Million das Startup schon von vornherein kaputtmachen kann. Auf dem Startup-Camp traf ich nun einen Gründer-Typus, der mir als das Ergebnis dieser Entwicklung erscheint. Um es anekdotisch auszudrücken: Treffen sich zwei Gründer. Fragt der eine: hast du schon eine Idee gefunden?
Was ist daran falsch? Vielleicht nichts. Aber mir persönlich gefällt der Gedanke mehr, dass Gründer Probleme lösen wollen und nicht Ideen am Reißbrett entwickeln. Ich persönlich habe eine ganze Liste von Ideen, die ich wohl in meinem Leben nicht abarbeiten werde. Entrepreneure sollten nach meinem Verständnis Chancen erkennen und nicht mit Macht etwas kreieren, um die möglichst größte Finanzierung einzustreichen.
Vielleicht bin ich aber an dieser Stelle zu romantisch. Ich freue mich jedenfalls über eure Kommentare dazu.
Hallo Thomas,
netter Artikel. Ich bin auch eher idealistisch veranlagt und sehe neue Ideen im Bereich von Nutzen oder Problemlösung. Leider werden zu oft Nischen geschaffen, um diese mit Sinnlosem zu bedienen.
Ja, bei manchen scheint die Lösung vor dem Problem zu kommen. Ich gebe zu, dass ich auch nicht mit jeder meiner Ideen richtig liege, daher bevorzuge ich mittlerweile den frühen Markteintritt.