Rezension: The Laws of Simplicity

Durch eine Buchempfehlung auf Gruenderszene.de bin ich auf John Maedas Buch „The Laws of Simplicity“ aufmerksam geworden, in dem dieser 10 Gesetze zur Vereinfachung beschreibt, die nicht nur für Unternehmen gedacht sind.

Ich finde leider nicht viel Zeit zur Lektüre von Büchern, aber die knapp 100 Seiten habe ich problemlos während meiner letzten Reise verschlungen. An dieser Stelle möchte ich nicht nur eine Rezension schreiben, sondern auch einen kurzen Einblick in die Grundregeln geben.

Grundlagen der Simplicity

Die ersten 3 Gesetze stellen Grundkonzepte dar, die im späteren Verlauf wieder aufgegriffen werden. Hier lohnt sich eine genauere Beschreibung.

#1 intelligent reduzieren

Entgegen der Überschrift geht es Maeda hier nicht einfach nur um Reduktion, sondern um durchdachte Reduzierung. Damit ist nicht nur das bloße Verschwinden von Elementen gemeint, sondern auch die Reorganisation der vorhandenen. Dazu gehören drei Grundregeln (kurz: SHE):

  1. Shrink: die vorhandenen Elemente verkleinern
  2. Hide: die vorhandenen Elemente verstecken
  3. Embody: die sichtbaren Elemente z.B. durch hochwertig erscheinende Materialien aufzuwerten

Die Beispiele dieses Kapitels stammen aus dem Produktdesign und sind sicher auf digitale Leistungen und Produkte übertragbar.

#2 in Gruppen organisieren

Durch die Organisation von Elementen zu Gruppen kann eine Vielzahl an Elementen auch ohne Reduzierung weniger erscheinen. Ein Beispiel ist die Organisation eines Schrankes in Socken, Oberbekleidung oder Schuhe. Viele Einzelteile wurden in eine überschaubare Anzahl an Kategorien gepackt.

Maeda erinnert daran, dass Organisation individuell ist, stellt aber ein Vorgehen vor, nach dem sich jeder einer Organisation annähern kann. Diese bezeichnet er als SLIP: sort, label, integrate, prioritize. Dieses Vorgehen erinnert mich sehr an Methoden die ich im Moderationstraining gelernt habe. Ich empfehle daher auch jedem in diesem Fall auf digitale Hilfsmittel zu verzichten und sich ein Whiteboard oder Flipchart samt Moderationskoffer anzuschaffen.

#3 Zeitersparnis fühlt sich gut an

Zeit und Vereinfachung gehen auf den ersten Blick nicht zusammen. Maeda kann im dritten Kapitel jedoch überzeugend darstellen, dass eine verkürzte Zeit oder eine angenehm gestaltete Wartezeit durchaus das Gefühl von Vereinfachung hervorrufen.

Für Beruf oder Leben?

In den folgenden drei Kapiteln lernen wir etwas aus dem Umfeld von Simplicity. Dazu gehört, dass Wissen etwas vereinfacht, wir aber die Zeit zum Lernen als verlorene Zeit und damit Komplexität empfinden (Gesetz 4), erst der Kontrast zur Komplexität den Mehrwert von Simplicity herausstellt (Gesetz 5) und Einfachheit mehr Aufmerksamkeit erhält, wenn sie rar ist (Gesetz 6).

Diese Kapitel greifen die Grundlagen aus den ersten drei Kapiteln auf und erweitern sie mit neuen Ansichten. Das ist durchaus gelungen. Weniger gelungen finde ich die Vermischung von persönlichen Erfahrungen und Beispielen aus dem Produktdesign. Manche Stellen finde ich wiederum zu ausschweifend.

Komplexität von Einfachheit

In den Kapiteln 7 bis 9 beschreibt Maeda komplexe Zusammenhänge rund um Simplicity. So geht es etwa darum, dass Emotionen die Grundregeln von Simplicity außer Kraft setzen können (Gesetz 7), die Notwendigkeit von Vertrauen (Gesetz 8 ) und die Einsicht, dass das Ziel nicht erreicht werden kann, ohne Fehler zu machen (Gesetz 9). Als Zusammenfassung gibt Maeda den Hinweis zur Erreichung von Simplicity das Offensichtliche zu entfernen und Bedeutendes hinzuzufügen (Gesetz 10).

Fazit: Einführung, aber kein Handbuch

Mit knapp 100 Seiten ist The Laws of Simplicity ein Buch für kurze Pausen und das Pendeln zur Arbeit. Inhaltlich war ich selten überrascht, sehe aber den großen Vorteil des Buches in den Systematisierungen zur Annäherung an die einzelnen Fragen. Mit Hilfe von SHE und SLIP lassen sich Elemente im Buch als Checkliste nutzen, die regelmäßig zur Hand genommen werden können, um neue Produkte und Leistungen zu evaluieren. In den späteren Kapiteln werden die Zusammenhänge komplexer und der Handbuchcharakter geht größtenteils verloren.

Hier sei noch hinzugefügt, dass das Buch aus dem Jahr 2006 stammt und damit Software as a service nur am Rande erwähnt wird und Apple erst beim iPod angelangt war.

Maedas Buch eignet sich meines Erachtens sehr gut als Einführung in das Thema unter einem ganzheitlichen Aspekt. Ich habe bei ihm Anregungen sowohl für den Alltag als auch zum Thema Produktdesign gefunden. Besonders gefallen haben mir die vielen Beispiele aus Japan, die eine ganz andere Betrachtungsweise ermöglichten und damit einen kulturellen Mehrwert bieten.

Rezension: John Maeda: The Laws of Simplicity