Das Pareto-Prinzip im Gründeralltag

Das Pareto-Prinzip ist eines der wichtigsten im Gründeralltag. Es besagt in für Gründer abgeleiteter Form, dass 80% des Geschäftsoutputs mit 20% des Aufwandes umgesetzt wird. Für mich ist dieses Prinzip ein stetiger Begleiter und eine Entscheidungshilfe. Hier gebe ich einige Beispiele, wo ich das Pareto-Prinzip als Gründer anwende.

Pareto-Prinzip für Gründer

Angesichts der Bedeutung und des Bekanntheitsgrades des Pareto-Prinzips in der Wirtschaft fällt der deutsche Wikipedia-Artikel eher schmal aus. Der englische ist da etwas ausführlicher und zeigt den universellen Einsatz in verschiedenen Bereichen. Wer sich keine Namen merken kann, der trifft das Pareto-Prinzip auch als 80-20-Regel. Es besagt im Groben, dass wir mit 20% des gesamten Aufwandes, den wir betreiben, 80% des Ergebnisses erzielen. Es gibt also einen kleinen Anteil, der eine große Wirkung hat.

Die allgemeine Beschreibung lässt sich auf viele alltägliche Bereiche im Gründeralltag anwenden

  • 20% des Marketings bringt 80% der Neukunden
  • 20% der Kunden bringen 80% des Umsatzes
  • 20% des Umsatzes bringt…
  • in 20% der Zeit erreiche ich 80% meiner Ziele

Dabei wird klar, dass 80% immer der positive Output ist, also der Umsatz, Gewinn, Produktion oder wie es in der jeweiligen Situation sonst genannt werden kann und 20% bezieht sich auf den Input, also Anzahl, Einsatz von Zeit, Geld oder Waren.

Ich will aber 100%

Doch warum wollen wir nicht die 100%? Weil es ineffizient ist. Im Umkehrschluss bedeuted das Pareto-Prinzip nämlich, dass ich 80% investieren muss, um die restlichen 20% zu erhalten. Das bedeutet, dass Kundenprojekte fünfmal so teuer werden müssen, weil ich doch noch die letzte Millisekunde Performance aus dem Server holen möchte, ich den kompletten Quellcode jedes Mal neu schreibe und auf fertige Content-Management-Systeme verzichte, damit sich ja kein fehlerhafter Quellcode einschleicht und am Ende möchte ich auch noch den letzten potentiellen Kunden gewinnen, obwohl der mir das Leben schwer macht und der Umsatz nicht mal meine Kosten deckt. Richtig angewandt, hilft das Pareto-Prinzip vor solchen Fehleinschätzungen.

Das Pareto-Prinzip in meinem Alltag

Gerade habe ich schon einige Beispiele genannt, die auch auf meine bisherigen Erfahrungen zutreffen. So fängt es schon bei der Wahl der Marketingkanäle an, wie viele und vor allem welche Kunden man ansprechen kann. Die Kunden unterscheiden sich dann auch stark nach der Größe des Projektes, so dass sich jeder vorstellen kann, dass 20% von ihnen schnell 80% des Umsatzes ausmachen können. In meinem Fall ist dann ein Magento-Shop finanziell natürlich viel attraktiver als ein WordPress-Projekt, gerade weil der Verwaltungsaufwand im Verhältnis geringer ausfällt. Ich persönlich mag die kleinen Herausforderungen mit WordPress zu sehr um mich von dieser Erkenntnis bei der Auswahl der Projekte leiten zu lassen, aber ich mache mir den Unterschied zumindest bewusst.

Das Pareto-Prinzip ist auch ein Grund, warum ich so viel Projektmanagement und Planung betreibe. Hier verhält es sich aber etwas anders als man annehmen mag. Während ich gut und gerne 20% meiner Arbeitszeit in Projektmanagement stecke, investieren viele Gründer deutlich weniger. Als Pareto-Regel würde ich hier ausmachen, dass 20% der Planung 80% Effizienz ermöglichen so kann weniger Planung in mehr Chaos münden.

Die Bedeutung von Statistik

Wenn wir mit „nur“ 20% Einsatz also 80% unserer Ziele erreichen können, dann sollten wir uns Mühe geben diese 20% zu identifizieren. Dazu brauchen wir vor allem ein belastbares Zahlenmaterial. Ich hänge daher sehr an Statistiken wie Google Analytics. Wenn ich im Marketing andere Kanäle nutze, dann schaffe ich mir dort entsprechende Auswertungskriterien.

Erfolgreich, wenn schon Werte da sind

Gerade habe ich eine Google AdWords-Kampagne für einen Online-Shop aufgebaut. Zunächst musste der Kunde davon überzeugt werden, ersteinmal etwas mehr Zeit und Geld in die Hand zu nehmen, damit die verschiedenen Möglichkeiten ausprobiert werden konnten. Danach war es jedoch leicht möglich, aus knapp 10 Kampagnen die wenigen zu identifizieren, die schließlich den richtigen Traffic brachten. Dabei kann man sich natürlich auch schnell in den Statistiken verlieren. Auch hier gilt es an das Pareto-Prinzip zu denken und erstmal nur an den zentralen Stellschrauben zu drehen, um das Budget nicht übermäßig zu strapazieren.

Einfach mal testen

Das Pareto-Prinzip lässt sich also nur erfolgreich anwenden, wenn ich schon Werte habe. In der Planung vor der Gründung erscheint es mir recht sinnfrei, wenn ich keine Tipps von anderen Unternehmern erhalte. Da heißt es einfach anfangen. Ein Beispiel dafür ist eine Telefonakquise für Speisekartenübersetzungen, die ich mal gemacht habe. Mir hätte niemand vorher sagen können, wie die Erfolgschancen in dieser bestimmten Nische und der gewählten Region stehen. Erst nach dem „Test“ konnte ich die weiteren Anstrengungen auf bestimmte Bereiche konzentrieren.

Entscheidungen unterstützen, aber nicht abnehmen

Das Pareto-Prinzip unterstützt mich schon seit Jahren dabei, Entscheidungen im Gründeralltag zu treffen. Je besser dabei mein Wissen über die Ausgangslage, desto schneller kann ich mich für den richtigen Weg entscheiden. Das schützt natürlich nicht vor Fehlentscheidungen, hilft aber enorm, die wenigen Ressourcen die man als Gründer hat, möglichst effizient zu nutzen. Das spart Zeit und Geld.

Was haltet ihr vom Pareto-Prinzip? Kanntet ihr es schon oder habt ihr hier eine Motivation gefunden es mal auszuprobieren? Ich freue mich über eure Kommentare.

2 Gedanken zu „Das Pareto-Prinzip im Gründeralltag“

  1. Hallo Thomas,

    ich nutze das Pareto-Prinzip ebenfalls – allerdings nicht zu sklavisch. Ich versuche etwas Struktur in verschiedene Abläufe zu bringen. Aber häufig kommt dann der Perkeftionist in mir durch und es kostet viel Willen an diesem Punkt zu sagen: „Das Ergebnis ist gut genug.“

    Ein Beispiel von heute ist ein CSS3-Button an dem ich ewig gebastelt habe. Sicherlich hätte es die zweite oder dritte Version auch getan.

    Grüße aus Hamburg,
    Ralf

    • Hallo Ralf,
      vielen Dank für deine Gedanken. Auch bei mir diktiert das Pareto-Prinzip natürlich nicht jeden Schritt. Als begeisterter Webentwickler feile ich auch manchmal länger als vielleicht notwendig an Details, aber im großen und ganzen bin ich bei Entscheidungen, was ich wie mache eher pragmatisch.

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