Ich habe im November 2013 das erste Mal in meinem Leben für ein Projekt feste Mitarbeiter eingestellt. Nach einem Jahr waren von 3 Mitarbeitern noch einer übrig. Das hat mehr Gründe als Mitarbeiter und genau um diese Gründe geht es in diesem Beitrag. Er wird hoffentlich allen helfen, die überlegen, ihr Unternehmen mit Angestellten zu vergrößern.
Angestellte und Freundschaften
Ich arbeite schon lange mit vielen freien Mitarbeitern (Freelancer). Dabei waren auch immer gute Freunde dabei. Der Vorteil ist dabei manchmal, dass man mehr über die andere Person, insbesondere ihre Stärken und Schwächen, weiß.
Meine ersten Angestellten kannte ich vorher nicht persönlich. Sie kamen zwar aus der gleichen Stadt, bzw. studierten dort, aber mehr als gemeinsame Bekannte und Geschichten aus dem Studienalltag hatten wir nicht gemeinsam. OK, da ist natürlich noch das Alter. Da unterschieden wir uns ebenfalls nicht sehr und daher waren wir schon beim Vorstellungsgespräch schnell beim Du.
Das finde ich auch in Ordnung, nur habe ich dann gemerkt, dass es schwierig ist kollegiale Freundlichkeit und Hierarchien miteinander in Einklang zu bringen. Ich finde es grundsätzlich nicht gut, wenn meine Mitarbeiter mit etwas zurückhalten oder sich zurücknehmen, nur weil ich der Chef bin. Andererseits muss ich mir selbst auch bewusst machen, dass ich es nun einmal bin und damit eine Verantwortung gegenüber der Firma und den Mitarbeitern einher geht, die auch einmal unbeliebte Entscheidungen erfordert. Nicht immer lassen sich diese gut erklären und je enger das persönliche Verhältnis zu einem Mitarbeiter der nicht alle Umstände kennt, desto mehr kann sich dieser vor den Kopf gestoßen fühlen.
Und was ist mit Mitarbeitern, die sich persönlich nicht vertragen?
In meiner überschaubaren Firma ist es wichtig, dass die Leute motiviert sind und sich gerne und schnell Neues aneignen. Wenn sich da zwei nicht miteinander vertragen, dann kann das ganz schnell alle runterziehen. Bis zum Äußersten ist es dabei zum Glück noch nicht bei mir gekommen, aber Vorboten so einer Situation gab es innerhalb der letzten eineinhalb Jahre bereits. Wie ich das vermeiden kann? Wahrscheinlich schon beim Vorstellungsgespräch auch auf das Bauchgefühl hören, statt nur den Lebenslauf zu lesen.
Ich schaue weiterhin gerne in meinem Umfeld nach potentiellen Mitarbeitern. Aktuell habe ich sogar eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die ich aus meinem privaten Umfeld kannte. Zuvor hat sie jedoch auch als freie Mitarbeiterin geholfen, so dass ich mit ihrer Arbeitsweise bereits vertraut war.
Kein Geld mehr da – und nun?
Der Anlass für meine erste Entlassung eines Mitarbeiters war das fehlende Budget. Trotz der zusätzlichen Manpower und des Wachstums der Seite, für die der Mitarbeiter zuständig war, ist der Umsatz zurückgegangen. Da bereits die Anstellung in der Erwartung des Wachstums erfolgte und ich das Gehalt daher vorgeschossen habe, musste ich die Reißleine ziehen. Noch davor hatten wir die fast volle Stelle auf eine halbe reduziert, doch nach knapp einem Dreivierteljahr musste ich die Kündigung aussprechen.
Der offene Umgang mit vielen Themen bei uns war sicherlich ein Grund dafür, warum mein Mitarbeiter schon auf diese Konsequenz vorbereitet war, so ist nachhaltig zumindest kein böses Blut entstanden. Schwer war diese Situation aber dennoch.
Was habe ich daraus gelernt? In Rework beschreiben die Autoren, dass man mit der Einstellung eines Mitarbeiters sehr lange warten soll. Ich hätte die Engpässe sicherlich auch noch aussitzen können. Andererseits kann ich mit etwas Abstand aber auch sagen, dass die richtigen Strategien zusammen mit den richtigen Mitarbeitern auch mal das Risiko der Investition wert sind.
Burnout
Auch das ist mir mit einer Mitarbeiterin passiert. Zwischen Dissertation, beherzter Mitarbeit in einem Medienprojekt und einer 10-Stunden-Anstellung bei mir, wurde es ihr einfach zu viel. Kurz vor dem totalen Zusammenbruch haben wir uns schweren Herzens, aber konsequent getrennt. Auch wenn die Arbeit bei uns sicherlich nicht die Ursache war, so sehe ich keinen Vorteil für beide Seiten, ein Arbeitsverhältnis fortzuführen, wenn schon abzusehen ist, dass die Mitarbeiterin komplett ausfällt. Sie war dann überrascht und erleichter, als der Vorschlag der Vertragsauflösung von mir kam.
Ich merke mittlerweile selbst die Folgen des Raubbaus an meinem Körper, den mein Arbeitseifer voran treibt. Zwar helfen mir mein Gemütszustand und eine gehörige Portion Selbstmanagement dabei noch bei klarem Verstand zu bleiben, aber die Gefahr eines Burnouts halte ich für eine reale. Daher habe ich bei allen Mitarbeitern, freien wie angestellten, nicht nur ein Ohr für ihre Arbeitsbelastung, sondern auch für ihre Aktivitäten außerhalb des Büros. So kann die Gefahr vielleicht schon im Verzug angegangen werden.
Erwartungen werden nicht erfüllt
Für eine schwierige Frage halte ich die nach den Erwartungen. Was erwarte ich von einem Mitarbeiter? Das betrifft nicht nur sein Wissen, seine Lernbereitschaft oder sein Auftreten im und für das Unternehmen, sondern auch die Ziele, die ich mit seinen Aufgaben verbinde. Ich stelle ja jemanden nicht ein, damit er irgendwo einen Platz warm hält, sondern in meinem konkreten Fall, damit er sich so um die Inhalte auf meinen Seiten kümmert, dass diese wachsen.
Der Mitarbeiter hat ebenfalls seine Erwartungen an die Zusammenarbeit. Vielleicht möchte er etwas lernen oder aber sein bestehendes Wissen anwenden. Erwartet er eine stressfreie und planbare Tätigkeit oder möchte er sich gerne ausleben und Herausforderungen meistern?
Die Ziele beider Seiten sollten definitiv Teil der Stellenausschreibung und des Bewerbungsgespräches sein. Ich glaube, hier habe ich in der Vergangenheit auch schon Fehler gemacht. Als Gründer und erster Mitarbeiter ist man immer der, der an allen Stellen einspringt, Entscheidungen treffen und einfach mit anpacken muss. Ich denke mittlerweile gelernt zu haben, dass Mitarbeiter selten diese Natur mitbringen. Das können sie teilweise auch gar nicht, weil sie nicht das Wissen haben, das sich vielleicht in vielen vorherigen Jahren aufgebaut hat.
Weiterhin kann man einem Mitarbeiter auch nicht sofort Entscheidungen abverlangen, die deutliche Änderungen mit sich bringen. Es wäre einfach unfair jemandem ohne eine angemessene Einarbeitungszeit für seine Entscheidungen haftbar zu machen.
Es gibt natürlich auch Mitarbeiter, bei denen eine gewisse Kapazitäts- und Lerngrenze erreicht wird. Ich formuliere das mal sehr vorsichtig, aber ich selbst habe ein ungeheueres Interesse an Neuem und eine eher schnelle Auffassungsgabe. Nicht jeder kommt da hinterher. Aus diesem Grund nehme ich mir mittlerweile mehr Zeit für die Einarbeitung und versuche, nicht alle später vielleicht für den Mitarbeiter relevanten Aufgaben gleich am ersten Tag zu übertragen. Die ersten Erfolge dieser Einstellung bekomme ich gerade zu spüren. Ich weiß schon gar nicht mehr, was in der Redaktion los ist und kann trotzdem ruhig schlafen :).
Bis zum heutigen Tag habe ich insgesamt 4 Mitarbeiter eingestellt. Von dem ersten Schwung aus 3 Mitarbeitern haben 2 aus einem oder mehreren der oben genannten Gründe im ersten Jahr das Unternehmen verlassen. Ich hoffe, dass mir meine Erfahrungen bei meiner neuesten Mitarbeiterin helfen werden und die Zusammenarbeit länger durchhält.
Wie sieht es bei Dir aus? Arbeitest Du noch alleine und überlegst Mitarbeiter einzustellen oder hast Du diesen Schritt schon genommen und willst Dich hier über ein bestimmtes Thema austauschen? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.