Einer der bedeutendsten Umstände, die meinen Gründeralltag beeinflussen ist jener, dass ich immer an mehr als nur einem Projekt arbeite. Es gehört natürlich zum Alltag eines Web-Programmierers, dass er mehr als nur einen Kunden hat, weil Projekte entweder zu klein sind oder nicht immer genügend zu tun ist um eine Arbeitswoche zu füllen. Auch als Gründer arbeite ich an mehreren Projekten gleichzeitig. In diesem Artikel gehe ich auf die Gründe, sowie die Chancen und Risiken solchen Arbeitens ein.
Da waren sie plötzlich, die Projekte
Wie schon erwähnt, liegt es in der Natur meiner Selbstständigkeit, dass ich verschiedene Projekte mache. In meinem Fall hätten auch allenfalls Magento-Shops das Potential wirklich eine ganze Arbeitswoche zu füllen. Doch auch hier ist es gut, mal nicht vor den gleichen Problemen zu sitzen und etwas anderes zu tun. Doch dazu später etwas mehr. Woran kann es also liegen, dass man als Gründer plötzlich mit verschiedenen Projekten dasteht? Das geht manchmal schneller als wir es uns wünschen.
Schnell mal ein Problem lösen
Ich habe eine ganze Liste mit Problemen oder reinen Spaßprojekten, die ich noch mal irgendwann angehen möchte. Bei der Masse ist das aber niemals real. Da viele Probleme aber zu Beginn gar nicht so groß scheinen und ich sie als Programmierer auch selbst lösen kann, ist die Versuchung nahe, mal einen freien Abend zu nutzen, um den ersten Prototypen zu bauen. Das ist fatal, denn ab da trage ich die meist nicht vollendeten Projekte dann noch ewig in meinem schlechten Gewissen mit mir herum. Auf der anderen Seite hat genau so meine Seite wort-suchen.de angefangen, die mittlerweile zu meinen größten Projekten gehört.
Schnell noch etwas Geld verdienen
Ein weiterer Grund, der häufig ebenfalls dazu animiert, sich übereilt in ein neues Projekt zu stürzen ist der schnöde Mammon. Gerade, wenn das eigene Hauptprojekt mal wieder so überhaupt nicht vorankommt und einen die Zweifel an der Realisierbarkeit erneut packen, stürzen wir uns oft in neue Projekte. Das sind dann genau die Projekte von den langen Ideenlisten, die wir ja schon immer umsetzen wollen und von denen wir plötzlich glauben, dass sie sicher schneller zu Einnahmen führen. Die Zeit als einen wichtigen Faktor den wir nicht beeinflussen können zu akzeptieren ist wahrscheinlich eine Erfahrung, die jeder Gründer für sich machen muss. Doch auch danach laden wir uns mehr auf als wir eigentlich stemmen können.
Motivation und Sicherheit – Gründe für mehrere Gründungsprojekte
Dass wir schnell in neue Projekte stolpern muss nicht unbedingt ein Problem darstellen. Viele gute Unternehmen sind sicherlich so entstanden. Ich selbst könnte gar nicht nur ein Projekt machen, selbst wenn ich es wollte. Es gehörte für mich schon immer dazu, mehrere Projekte zu machen, ob beruflich, im Studium oder privat. Mittlerweile habe ich mir auch einige Standbeine und einen breiten Erfahrungsschatz aufgebaut.
Mehrere Standbeine sichern
Einer der akzeptierten Gründe für mehrere Projekte ist sicherlich die Diversifizierung und damit die Verringerung von Risiken. Da sind Projekte wie Aktien. Wir investieren, der Erfolg und Misserfolg schwankt mit der Zeit und wir können den Ausgang nicht voraussagen. Ein Portfolio an gut gepflegten kleinen Projekten kann das Risiko, dass eines sich nicht auszahlt mindern. Die Verteilung der wichtigsten Investition, nämlich unserer Arbeitszeit, führt zwar dazu, dass die einzelnen Projekte nicht so schnell wachsen, im Schnitt wachsen sie im Optimalfall aber alle in der Masse so, wie ein einzelnes erfolgreiches Projekt. Das klappt natürlich nicht, wenn das Projekt ein Tech-Startup mit Millionenfinanzierung ist.
Motivation tanken
Ein neues Projekt bringt auch immer eine neue Motivation mit sich. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich in der Vergangenheit so viele Projekte begonnen habe. Als Web-Programmierer ist das natürlich toll, weil alle Projekte befristet sind und regelmäßig Nachschub kommt. Als Gründer ist das dagegen ein Problem, weil wir ja eigentlich etwas langfristiges aufbauen, also zumindest über ein Jahr hinaus an einem Projekt arbeiten wollen.
Hier hat mir ein gutes Projektmanagement geholfen. Dazu gehören regelmäßige Reviews von Projekte und das Untergliedern von Aufgaben in eigene Projekte. So verstehe ich z.B. www.wort-suchen.de nicht mehr als Projekt, sondern als Verantwortungsbereich. Ein Projekt wäre aktuell der Einbau der Sidebar für mobile Geräte. Dazu gehört alles, was ein Projekt mitbringt, nämlich Zieldefinition, Konzeption, mehrere Aufgaben, Umsetzung und Auswertung. Und natürlich auch ein neuer Motivationsschub, der vor allem nach erfolgreichem Abschluss noch erhöht wird.
Gleiche Zeit für vieles – Gründe gegen mehrere Projekte
Ich bewundere Leute, die langfristig konzentriert und motiviert an ein und demselben Projekt arbeiten können ohne dabei Motivation und Überblick zu verlieren. Ich denke aber, dass gerade die letzte Einschränkung auf viele zutrifft, die es langfristig versuchen und wir Menschen einfach dazu gemacht sind, mehrere verschiedene Sachen zu machen. Das hat aber im Gründeralltag auch seine Nachteile.
Nebentätigkeiten halten auf
Wie bereits oben erwähnt, vergrößert sich unser Zeitkontingent nicht automatisch bei mehreren Projekten. Damit raubt jedes weitere Projekt Zeit, die wir von anderen Projekten oder unserer privaten Zeit abzwacken müssen. Hier muss jeder Gründer für sich selbst abwägen, ob ihm die Verteilung des Risikos gescheiterter Projekte oder ein schneller Erfolg mit einem Projekt wichtiger ist.
Es passt nicht
Manchmal erlauben auch äußere Umstände nicht, dass mehrere Projekte betrieben werden können. Dazu zählt z.B. der Großinvestor in einem Startup, der natürlich erwartet, dass die Gründer all ihre Zeit in dieses investieren. Auch private Gründe, die dazu führen, dass allgemein wenig Zeit für die Gründertätigkeit bleibt, führen dazu, dass man sich als Gründer auf eine Tätigkeit fokussieren sollte.
Alles hat ein Ende
Mittlerweile habe ich Projekte, die ich schon seit Jahren mit mir herumschleppe. Immer, wenn ich mich von ihnen trennen will, dann passiert etwas motivierendes und ich verlängere die Gnadenfrist. Aber eigentlich sind sie rational nicht wirklich zu rechtfertigen. Doch es ist sehr schwer, sich von Projekten zu trennen. Ergo, sollte jedes neue Projekt auch eine denkbare Zukunft haben. Ich beantworte mir diese Frage, indem ich wirklich anfange zu träumen und mir vorstelle, was ich in ein paar Monaten in Vollzeit an dem Projekt machen würde. Wenn die Motivation dann schon sinkt, dann beginne ich das Projekt gar nicht erst.
Nicht durcheinander kommen
Schließlich kann eine Vielzahl an Projekten auch dazu führen, dass sie aus praktischen Gründen nicht koordiniert werden können. So habe ich schon vor einer ganzen Weile darüber geschrieben, wie ich Probleme dabei habe mich mit meinen verschiedenen Tätigkeiten und Firmierungen am Telefon zu melden. Ich habe aktuell allein 8 verschiedene E-Mail-Adressen für den Postausgang und eine Vielzahl mehr, unter denen man mich erreichen kann.
Eine Lösung: Projekte verknüpfen
Ich bin weiterhin voller Ideen. Eine spukt mir sogar sehr aktiv im Kopf herum und hat es mittlerweile in ein eigenes Konzeptpapier geschafft. Ich bleibe aber konsequent darin, dass ich es nicht darüber hinaus kommen lasse. Der positive Aspekt dabei ist, dass ich weiterhin sehr gute Ideen sammle und wenn ich mich dann wirklich für das Projekt entscheide, deutlich besser vorbereitet bin. Bis dahin verfolge ich aber die Strategie, dass ich nur neue Projekte beginne, die an meine aktuellen andocken. So entwickle ich im Rahmen von www.wort-suchen.de einige WordPress-Plugins, die Probleme von vielen Publishern lösen können. Jetzt überlege ich, wie ich deren Vermarktung angehe.
Auf der anderen Seite versuche ich an Projekten, die sich nicht mehr in den Gesamtkanon meiner Projekte eingliedern, zu kürzen. Ihr könnt euch vorstellen, wie gut mit das gelingt…
Wie lautet eure Strategie bei verschiedenen Projekten? Lieber mehr als zu wenig oder den ganzen Fokus auf eines? Ich freue mich auf eure Kommentare.