Den Satz “Ich melde mich bei Ihnen” kennen viele als höfliche Absage von Unternehmen. Das trifft auf die Suche nach Gesprächsterminen mit neuen Kunden und Partnern zu, wie auch auf Bewerbungssituationen.
Aber mal ehrlich, wer von uns hat diesen Satz nicht auch schon einmal selbst verwendet um einer hart klingenden Absage oder eine konkreten Entscheidung zu entgehen?
Ich melde mich auf jeden Fall
Wenn sich ein Gesprächspartner ohne konkrete Absprachen mit “Ich melde mich bei Ihnen” verabschiedet dann ist häufig nur eines klar: es wird sich nicht melden.
Ich tue mich schwer mit fremden Menschen zu telefonieren. Das entspricht nicht meiner Persönlichkeit. In meinen aktuellen Businesses muss ich das zum Glück nicht mehr. Ich kann mich damit herausreden, dass wir eh niemanden anrufen können, weil über 95% der möglichen Kontakte im Ausland sind. Außerdem ist das Telefonieren in der Online-Welt auch nicht mehr üblich ist.
Aber ich schreibe manchmal E-Mails an potentielle Kunden und Businesspartner. Naturgemäß höre ich dabei selten “ich melde mich bei Ihnen”. Stattdessen antwortet die Gegenpartei dann einfach nicht.
Erst jetzt, wo ich Jahre später darüber nachdenke, wird mir bewusst, dass ich auch praktisch keine Werbeanrufe mehr bekomme, wenn ich nicht schon Kunde bin.
Ob E-Mail oder Telefonat, “Ich melde mich” fehlt eine Konkretheit. Der Gesprächspartner wünscht sich ein Ende der Konversation, entweder hoffend, dass sich die andere Person nicht mehr meldet, oder um sich vorerst nicht mehr damit befassen zu müssen.
Ich melde mich bei Ihnen sobald …
Wer mit “Ich melde mich” konfrontiert wird hat zwei Möglichkeiten: akzeptieren oder konkretisieren.
Wer das Gespräch in der Hoffnung beendet, dass sich die andere Seite von selbst melden wird, der meint es entweder mit der Gründung nicht ernst oder dem war das Anliegen nicht wichtig genug.
In letztem Fall sollte man sich fragen, warum man überhaupt angerufen und die eigene und fremde Zeit verschwendet hat.
Wem sein Anliegen wichtig ist, der versucht zu konkretisieren.
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein? Wann ist das der Fall?
Kann ich mich in X Tagen noch einmal telefonisch melden, wenn ich nichts gehört habe?
Oder wäre eventuell jemand anderes ein besserer Ansprechpartner? Wie lautet die Durchwahl?
Drehen wir den Spieß einmal um und vermuten, ich werde unverhofft angerufen und mit einem nicht ganz abwägigen Angebot konfrontiert. Ich lasse mir dann gerne Material per E-Mail zuschicken, weil ich aus Prinzip keine Entscheidungen am Telefon fälle.
Auf der anderen Seite weiß ich, dass das Zusenden von Informationen per E-Mail praktisch nichts anderes bedeutet als “ich melde mich bei Ihnen”.
Wenn mich jetzt jemand festnagelt und einen Folgetermin haben möchte, dann erhöht das den Druck eine Entscheidung zu treffen. Das passt niemandem, vor allem, weil man nicht darum gebeten hat.
Dennoch halte ich das für am fairsten. Ich persönlich würde dann sehr schnell noch einmal genauer überlegen, wie wichtig mit das Angebot ist und in vielen Fällen vielleicht dankend ablehnen.
Ich melde mich – als Höflichkeitsfloskel
Wenn ich Konkretheit auf beiden Seiten vorschlage dann bedeutet es volle Direktheit, bei gleichzeitigem Respekt. Beide Seiten sollten weiterhin die Möglichkeit haben, das Gespräch ohne Gesichtsverlust zu verlassen.
Jemand der ein Angebot dankend ablehnt, sollte nicht weiter vom Anrufenden bedrängt werden.
Angerufene sollten gleichzeitig den Anrufenden nicht beleidigen, insbesondere, wenn es sich um einen Firmenkontakt handelt. Anrufe von Privatleuten sind sowieso ohne vorherige Einwilligung verboten.
Mittlerweile habe ich auch gelernt, dass wir Deutschen sehr direkt sind. Während ich es also durchaus begrüße ein Angebot direkt abzulehnen, gilt es in anderen Kulturen als äußerst unhöflich.
Das trifft meiner Beobachtung nach auch – wenn nicht besonders – auf den angelsächsischen Kulturkreis zu, von dem gerade wir Internetunternehmer häufig denken, dass er uns sehr nah ist.
In der Kommunikation mit Unternehmern aus anderen Kulturkreisen habe ich es durchaus deutlich häufiger erlebt, dass die andere Seite mit einem meist geschriebenen “ich melde mich bei Ihnen” geantwortet hat. Das kann sich durchaus wiederholen, wenn man mal nachhakt, bis schließlich vielleicht doch eine Absage kommt oder die Gegenseite einfach nicht mehr antwortet.
Auf der anderen Seite hatte ich schon das Gefühl, dass meine häufig auch ausführlich begründeten Absagen von Angeboten von der Gegenseite aufgestoßen sind. Ich würde hier allenfalls Entwickler ausnehmen.
Besonderheit Bewerbungsgespräche
Ich möchte noch eine besondere Situation herausgreifen bei der “Ich melde mich bei Ihnen” häufig verwendet wird: Bewerbungsverfahren.
Hier haben prinzipiell beide Seiten ein Interesse am Fortkommen der Kommunikation.
In diesem Fall ist die einstellende Institution in der Position, dass sie eine Vielzahl an Anfragen koordinieren muss. Diese können sogar voneinander abhängen. So kann jeder Gesprächstermin nur einmal vergeben werden und am Ende wird häufig auch nur eine Person eingestellt.
Oft werden zweitplatzierte BewerberInnen zusätzlich hingehalten, bis die Zu- oder Absage des eigentlichen Favoriten klar ist.
Auch wenn diese Situation besonders ist, weil es praktische Gründe gibt jemand anderen warten zu lassen, halte ich es für fair, die Bedingungen so konkret wie möglich zu nennen.
Bewerber sollten durchaus fragen dürfen, wie viele weitere Kandidaten es gibt und wann die Institution die Interviews durchführt, oder beendet, bzw. sich für einen Bewerber entscheiden wird.
In kleineren Organisationen stehen die Antworten auf diese Fragen häufig noch nicht fest, weil Bewerbungssituationen zu selten sind um eingespielt zu sein. Bewerber können dafür Verständnis zeigen und gemeinsam daran arbeiten die nächsten Schritte konkretisieren.
Der Beitrag “Ich melde mich bei Ihnen” erschien erstmalig im Jahr 2012. Ich habe ihn nach acht Jahren um einige weitere Erfahrungen ergänzt.