Seit ich als freier Webprogrammierer auf Honorarbasis arbeite, stelle ich mir die Frage, welche Tätigkeiten ich eigentlich in Rechnung stellen kann. Mittlerweile habe ich darin Erfahrung gesammelt und in Gesprächen mit Kunden und Kollegen einige Leitlinien für mich erstellt. Eine ganz sichere Hilfe können diese Punkte jedoch nicht bieten, da es sich meist doch um Einzelfälle handelt. Aber sicher helfen euch diese Ratschläge schon. Was offen bleibt können wir gerne in den Kommentaren diskutieren.
Ich schreibe meine Rechnungen je nach Kunde in unterschiedlichen Abständen. Als Grundlage dienen mir Notizen und ein Zeiterfassungstool, aus dem ich einfach die in einem Zeitraum an einem Projekt gearbeiteten Stunden herausnehme. Stunden in Rechnung stellen heißt damit praktisch den Knopf „Zeit stoppen“ drücken.
Tätigkeiten, die ich in Rechnung stelle
- praktische Programmiertätigkeit
- Lektüre/Recherchen zu einem konkreten Problem
- Kommunikation mit dem Kunden zu einem laufenden Auftrag
- Erstellung einer Dokumentation
Was ich nicht in Rechnung stelle
- Erstellung von Angeboten
- Anfragen zu neuen Aufgaben
- Zeit für Rechnungsstellung, allg. Verwaltungsaufgaben
Natürlich muss ich auch die Zeit für die letztgenannten Aufgaben irgendwie finanziell rechtfertigen. Die sind dann entweder im Stundensatz oder im Pauschalhonorar enthalten.
Anfangs hatte ich große Hemmungen bei Anrufen meiner Kunden die Zeit zu tracken. Mittlerweile kann ich aus Erfahrung sagen, dass Kunden meist anrufen oder E-Mails schreiben, wenn sie ein dringendes Problem, eine inhaltliche Frage oder eine Aufgabe haben. Das Gespräch ist für mich also produktive Arbeit im Sinne des Kunden. Außerdem ist auch Beratung eine Leistung, die ein Programmierer durchführen kann und wenn sich ein Kunde nach einer halben Stunde Telefonieren mit mir aufgrund meines Feedbacks gegen die Implementierung eines Features entscheidet, dann habe ich immerhin diese halbe Stunde gearbeitet. Von einigen Kollegen weiß ich, dass sie diese Zeit nicht in Rechnung stellen, auch wenn es einen Rahmenvertrag mit dem Kunden gibt.
Schwierig ist es natürlich, wenn die Abrechnung schlichtweg nicht möglich ist, weil der Anfragende noch kein Kunde ist. Das gehört dann in den Teil der Auftragsanbahnung und wird bei mir unter „Overhead“ getrackt.
Wichtig ist, seine gute Leistung selbstbewusst gegenüber den Kunden zu vertreten. So bin ich noch offen für 1 bis 2 kleine Änderungswünsche, wenn das Layout dem Kunden nun doch nicht mehr wie auf dem Entwurf geliefert passt, aber dann kommt mein freundlicher Hinweis, dass ich diese gerne in einem Folgeauftrag für ihn abwickle. Erstaunlicherweise führt das häufiger wirklich zu diesem als das der Kunde abspringt. Letztendlich verhandeln immer zwei.
Kostenlos arbeiten
Es kommt selten vor, aber für manche Kunden arbeite ich auch kostenlos. Kostenlos ist aber nicht umsonst. Entweder geht es darum, für eine auch persönlich befreundete Agentur mal schnell ein Problem zu lösen oder im Rahmen eines halboffiziellen Auftrages eine Referenz oder Erfahrung zu sammeln. Das kommt aber selten vor und ich lasse mich nicht dazu überreden, sondern muss dann selbst voll dahinter stehen. Wenn ich nämlich anfange, unkontrolliert meine Leistungen zu preiswert oder umsonst anzubieten, dann nehmen mich die interessanten Kunden auch nicht mehr ernst.