Als Selbstständiger habe ich die Wahl, ob ich von zu Hause oder in einem Büro arbeiten möchte. Ich habe in den vergangenen Jahren beide Möglichkeiten ausprobiert und dabei verschiedene Erfahrungen gemacht. Diese enthält der folgende Artikel.
Homeoffice ist preiswerter
Das wichtigste Argument für die Arbeit im Homeoffice ist natürlich ein finanzielles. Für viele moderne Tätigkeiten ist dabei sogar die notwendige Veränderung gering. So verfügen die meisten Haushalte über eine schnelle Internetverbindung und einen PC. Als Alternative zum Schreibtisch macht es vorübergehend auch der Küchentisch und für einen weiteren Aktenordner im Schrank ist auch noch Platz. Das häusliche Arbeitszimmer lässt sich mittlerweile auch wieder einfacher von der Steuer absetzen.
Viele Gründer haben zu Hause angefangen. Amazon-Gründer Jeff Bezos soll seine ersten Bücher am Küchentisch verpackt haben, Apple und Microsoft sind in Garagen entstanden und Facebook im Studentenwohnheim. Diese Geschichten zeigen, dass eine erfolgreiche Gründung nicht von Beginn an über ein eigenes Büro verfügen muss. Ich möchte aber anmerken, dass die assoziierte Gründerromantik nicht zuletzt einer geschickten Vermarktung zu Grunde liegt. Welche Idee beginnt denn schon in einem voll ausgestatteten Büro?
„Wo ist ihr Büro?“
Ich habe mein erstes eigenes Büro nach 11 Monaten aufgegeben. Der Grund dafür liegt in einer Mischung aus laufenden Kosten und der Erzeugung künstlichen Drucks. Unser Unternehmen befindet sich aktuell im Schwebezustand und wir können uns die Frage nicht beantworten, ob wir uns ein eigenes Büro sowohl im wortwörtlichen als auch sprichwörtlichen Sinne verdient haben. Entsprechend arbeiten alle drei Gründer nun wieder von zu Hause aus daran, dass wir im nächsten Schritt ein größeres Büro beziehen können.
Doch genau diese Übergangszeit zeigt uns auch die Nachteile vom Homeoffice oder die Vorteile eines eigenen Büros.
Besonders die Kunden unserer Übersetzungsagentur übergeben uns ihre Dokumente häufig persönlich. Seit wir zu Hause arbeiten, kommen wir am Telefon ganz schön ins Straucheln wenn wir gefragt werden, wo unser Büro ist. Ungern wollen wir die Geschäfte an der Haustür abwickeln. Auf der anderen Seite wünschen unsere Kunden verständlicherweise einen Dienstleister mit seriösem Auftreten, da es sich nicht selten um persönliche Dokumente und Urkunden handelt. Neulich traf ich mich mit einem Kunden mitten auf dem Marktplatz. Da kann ich ihm nicht übelnehmen, dass er im letzten Moment einen Rückzug gemacht hat.
Ich habe aus diesem Grund sogar eine vielversprechende Online-Anzeige zurückgenommen, weil die Anrufenden ständig nach unserem Büro fragten.
Ein Schreibtisch für den Praktikanten
Ich habe schon früh angefangen, Praktikanten und studentische Hilfskräfte zu beschäftigen. Richtig eingesetzt, haben sie uns viel Arbeit erspart. Aktuell habe ich eine studentische Hilfskraft und einen Praktikanten, die beide jedoch von zu Hause aus arbeiten. Das haben viele von ihnen zwar vorher auch, aber es gab immer die Möglichkeit, sich für einige Stunden zum gemeinsamen produktiven Arbeiten zusammen zu setzen. Das geht ohne Büro leider nur noch bedingt.
Arbeit und Freizeit trennen
Seit ich für ein paar Wochen im Büro eines Bekannten untergekommen bin, merke ich einen weiteren enormen Vorteil von einem eigenen Büro. Ich arbeite dort deutlich konzentrierter und effizienter. Selbst wenn ich zu Hause alleine bin und im Büro dagegen weitere Selbstständige und Besucher ein und aus gehen, fühle ich am Ende eines Tages, dass ich produktiver war. Hinzu kommt, dass ich meinen Rechner zwar mit nach Hause nehme und teilweise dort auch noch am Abend arbeite, aber dies nun etwas entspannter betrachte. Selbst wenn ich mal bis nach 20 Uhr im Büro bin, fühle ich mich danach besser, weil die Arbeit nun mit diesem Ort und nicht meinem Wohnzimmer verbunden ist.